Therapie eines ADHS
ADHS ist nicht heilbar. Es gibt jedoch eine Reihe von therapeutischen Möglichkeiten, die die Symptome der Krankheit deutlich bessern. Zur Findung einer geeigneten Therapie kann ADHS in drei Schweregrade eingeteilt werden. Leicht Betroffene haben eine genetische Veranlagung für die Krankheit, sind aber aufgrund einer schwach ausgeprägten Symptomatik nicht behandlungsbedürftig. Mittelschwer Betroffene sind behandlungsbedürftig, weisen aber keine Störung des Sozialverhaltens auf. Schwer Betroffene hingegen weisen ein gestörtes Sozialverhalten auf und sind somit stark behandlungsbedürftig.
Die multimodale Therapie
Die Therapie eines ADHS erfolgt in der Regel multimodal, es werden also verschiedene Behandlungsschritte parallel durchgeführt. Nach heutigem Wissensstand verspricht diese Art der Therapie den meisten Erfolg. Zu einem multimodalen Therapieansatz können gehören:
- eine Situationsanalyse
- eine Elternberatung bzw. ein Elterntraining
- bei neurologischem Befund eine gezielte Physiotherapie
- verhaltenstherapeutische Interventionen
- eine medikamentöse Therapie
- Coaching und sozialtherapeutische Unterstützung
Die Wahl der jeweils eingesetzten Behandlungsschritte richtet sich nach dem Schweregrad der Störung und wird individuell auf den Patienten abgestimmt. Meistens kann eine Therapie ambulant erfolgen, eine teilstationäre oder komplett stationäre Therapie wird in der Regel nur bei schwer ausgeprägter Symptomatik oder einem problematischen psychosozialen Umfeld des Betroffenen durchgeführt.
Information
Die umfassende Information aller beteiligten Personen über ADHS ist grundlegend für jede Therapie. Nur so kann ein Umfeld geschaffen werden, in dem die Betroffenen Verständnis erwartet und die krankhaften Verhaltensweisen nicht falsch interpretiert werden. Denn ADHS hat nichts mit Geisteskrankheiten, Faulheit oder schlechter Erziehung zu tun.
Medikation
Eine Medikation ist bei mittel bis schwer betroffenen Personen angezeigt. Sie greift dort ein, wo die ursächliche Störung eines ADHS begründet ist: an der Signalübertragung durch die Botenstoffe Dopamin, Noradrenalin und Serotonin. Methylphenidat (z.B. Ritalin) ist das Mittel, welches im Regelfall zuerst eingesetzt wird. Es gehört zur Gruppe der Stimulanzien, die den Dopaminstoffwechsel im Gehirn anregen, und ist somit entgegen verbreiteter Annahmen kein Beruhigungsmittel. Sprechen Patienten darauf nicht ausreichend an, so werden Amphetaminpräparate oder selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer eingesetzt. Bei einem kleinen Prozentsatz der Betroffenen, die auf Stimulanzien nicht ausreichend ansprechen oder diese aus bestimmten Gründen nicht einnehmen dürfen (Kontraindikation), werden trizyklische Antidepressiva eingesetzt. Andere Antidepressiva kommen zur Anwendung, wenn Depressionen als Begleit- oder Folgeerkrankung auftreten. Je nach Medikament wird auch hier die Wirkung durch eine Beeinflussung der Botenstoffe Dopamin, Noradrenalin oder Serotonin erzielt.
Psychotherapie
Psychotherapeutische Behandlungen sind ein wesentlicher Bestandteil der multimodalen Therapie. Ziel ist es, allen Beteiligten eine möglichst große Kompetenz im Umgang mit der Krankheit zu vermitteln. Je nach Symptomatik der Betroffenen werden verhaltenstherapeutische Maßnahmen eingesetzt. Sind gesamte Familien von der Krankheit betroffen, können systemische Behandlungskonzepte wie Familientherapien angewendet werden. Bei Folge- und Begleiterscheinungen wie Ängsten und Depressionen findet die Tiefenpsychologie Einsatz.
Lydia Köper
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